Unter den Augen Gottes und der Menschen

Für den französischen Existenzphilosoph Jean-Paul Sartre gleicht der Blick des Menschen einer Gefangennahme. Denn uns ist entzogen, was der andere in uns erblickt. Er macht uns zu seinem Objekt seines Erkennens. Da es uns entzogen ist, was der andere aus uns macht, bleibt uns am Ende nur die Scham über das, was der andere in uns entdeckt, als seien wir nackt.

Mir ist diese Sichtweise verständlich gewesen während ich Philosophie studierte. Menschen ent-fremden sich, wenn sie sich nur erblicken und nicht in den Dialog treten.

Der Blick der Erwachsenen, die sich über ein Kind beugen und es zum Dialog einladen, es ansprechen, anlächeln, ja. Anstrahlen: Unter diesem Blick entwickelt sich der Mensch zum Erwachsenen. Er wird dahin befreit, selbst in den Dialog zu treten.

„Der Herr lasse sein Angesicht über dir leuchten …“ – dieser Segen aus den Urkunden des Ersten Bundes sieht im befreienden einander im Blick haben eine Folge des leuchtenden Angesichts Gottes. Wir sind geschaffen einander zu erleuchten und in die Freiheit des Gewissens und der Tat zu führen.

Möge das Neue Jahr 2023 klare Dialoge, erleuchtete Erkenntnis, Bereitschaft um Wandel im neuen Erkennen und Liebe für Sie bereithalten.

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