Trotz feiern

Die Zusammenrottungen nach Feierabend ängstigen mich. Opernplatz Frankfurt, davor Stuttgart, und hier vor meiner Haustür, vor der Kleinmarkthalle: Da stehen erwachsene Menschen ohne Sicherheitsabstand und ohne Maske und tun so, als könne ihnen die Pandemie nicht beikommen.

Was sich da feiern nennt, ist verkrampfter Trotz: Lasst und fressen und saufen, denn morgen sind wir tot.

Der Virus macht denen zu schaffen, die sich die Demut abgewöhnt haben, zur Herrschaft über die Schöpfung nur eingesetzt worden zu sein und nur im Dienst stehen Dem gegenüber, der sie eingesetzt hat. Sie halten sich lieber selber für Gott. Und feiern gegen alle Vernunft die Vergötzung ihrer selbst.
Ebenso die Reisenden, die von Fernweh faseln und glauben, sie hätten einen Zaubertrunk, der sie für den Virus unsichtbar und unerreichbar macht. (Die ersten Infizierten sind gerade wieder heimgekommen von Mallorca.)

Irrsinnig. Irre. Und wie soll ich das nennen, dass der Mensch sich ein Recht auf Spaß herausnimmt, zum Trotz gegen den vermeintlichen Spaßverderber, der übrigens nicht in der Regierung sitzt, sondern vielleicht im Aerosol des Nachbarn, das mich gerade erreicht hat …

Jetzt kommentieren

Ich bin mit der Speicherung und Verarbeitung meiner Daten durch diese Website einverstanden. Sie können Ihre Kommentare jederzeit wieder löschen lassen (Pflichtfeld, bitte abhaken)
Weitere Informationen erhalten Sie in der Datenschutzerklärung