Jemand über sich wissen

Dass der Bundeskanzler und andere Minister und Ministerinnen den Gottesbezug im Amtseid wegließen, machte mich nachdenklich.

Ich habe ein Kreuz in einem Gerichtssaal oder einem Rathaussaal noch nie als religiöses Bekenntnissymbol gesehen, sondern als Relativierungssymbol für alle irdische Amtsgewalt.

Natürlich weiß ich, dass auch das Kreuz wie andere Glaubenssymbole genommen wurde, um irdische Macht zu zementieren oder auszuweiten. Doch sind wir im 21. Jahrhundert, mit Ausnahmen, von solchem Missbrauch entfernter als andere Generationen.

„In Verantwortung vor Gott“ heißt es im Grundgesetz. Bewusst steht es dort, weil irdische Führer- und Führerinnenschaft durch die Hybris gefährdet ist, man sei nur noch dem Gesetz, den Seinen, dem Geld oder einer Ideologie gegenüber verantwortlich.

All diese sind Hilfsmittel und bedürfen der dauernden Befragung und Bezweifelung durch Menschen, die noch jemand anderen über sich gelten lassen als lebendigen Grund fürs Infragestellen und für Verantwortung. Dem lebendigen Gewissen entspricht die Vorstellung eines lebendigen Gottes, der das Gewissen von Irrtum befreien will, um es umsichtig und hellsichtig zu einem freien Urteil zu führen.

Am Ende wird daraus die Haltung der Demut, die noch jemanden über sich weiß.

So wahr mir Gott helfe.

Jetzt kommentieren

Ich bin mit der Speicherung und Verarbeitung meiner Daten durch diese Website einverstanden. Sie können Ihre Kommentare jederzeit wieder löschen lassen (Pflichtfeld, bitte abhaken)
Weitere Informationen erhalten Sie in der Datenschutzerklärung