Das soziale Göttliche

In den Diskussionen rund um die katholische Kirche vermisse ich den Aspekt des Glaubens. Das Grundärgernis christlicher Überzeugung ist ja dies: Dass Gott in Jesus Christus soziale Strukturen aufgebrochen und umgebrochen hat. Er ruft Apostel von ihren Familien weg und macht überzeugte Religionsdiener des verfassten Judentums zu Abtrünnigen ihres Verbandes und bindet sie neu ein. Er bringt einen räuberischen Zöllner dazu, seine Clique zu verlassen und mit ihm neu zu beginnen.

Wo Menschen sich an Christus hängen, dem Urbild aller Menschen, da entsteht Kirche. Das ist Kirche. Und sie stört. Weil die Menschen um Christus versammelt andere Gründe ins Feld führen für ihr Handeln als ihre sonstige soziale Umgebung. Mit einem Wort: Sie stören.

Davon ist in den bürgerlich vereinnahmten Kirchen – sie haben sich selber gern auch vereinnahmen lassen – , nicht mehr viel geblieben. Dass wir von Christus kommen, dass wir sonntags (und immer, wenn wir beten) „in Christus gehen“ oder „zu Christus gehen“, um von ihm neu beatmet zu werden mit seinem Geist: Dass muss den Christen mehr bewusst werden. Und von dieser lebendigen Beziehung her kann dann stets Erneuerung erfolgen: Der sozialen Struktur der Gesellschaft. Und der Kirche.

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